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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 10.1875

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Kunstgeschichtliches, — Personalnachrichten, — Sammlungen und Ausstellungen,

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^uhmteste Schöpfung gelten, vie durch den Vergleich
^lt dem Bilde von Paul Delaroche, welches denselben
^egenstand in ganz anderer Auffassung behandelt, noch
^höhtes Jntereffe beansprucht. Während der franzö-
'^iche Künstler die Kinder in ängstlicher Erwartung
dem Bette sitzend darstellt, zeigt der Deutsche sie,
Dichtung folgend, im tiefsten Schlafe liegend und
^reicht dadurch einen überaus wirkungsvollen Gegen-
zu den finstern Gesellen, die den Mord gerade
^llziehen wollen, was den Einvruck wahrhaft ergreifend
^ucht, Das Gemälde, welches mit der liebevollsten
^vrgfast durchgeführt ist, fand eine so günstige Auf-
^uhme, wie sie selten einem Kunstwerk zu Theil ge-
^'rden ist, Der Künstler hat es zuerst in kleineni
lrvrmat für den Grafen Raczynski und dann in Lebens-
3^öße für den Domhcrrn Spiegel gemalt, sowie noch-
»lals in kleinerm Maßstab für den Prinzen August
Preußen. — Der Weihnachtsabend (1840), Eigen-
chum des Kaisers von Rußland, war wieder ein hübsches
?chchtstück; — Der Empfaug des Kardinals Wolsey
lui Kloster (1842), im Besitz des Königs von Preußen,
Moß sich eng an die Erzählung Shakespeare's in
Heinrich VIII, an, ohne aber lebhaftes Juteresse wach
M rufen; — Doge und Tochter (1843) und Judith
(>844) wurden von den Kunstvereinen von Stettiu und
'Oraunschweig erworben; — Eine Brief lesende Jta-
ffenerin (1845), gestochen von Voigt, hat Hildebrandt
IPäter mehrfach wiederholt; Othello, der dem Brabantio
Und der Desdemonr seine Lebensgeschichte erzählt (1847)
gehört wieder durch lebendige Auffassung und vortreff-
liche Ausführung zu des Meisters besten Bildern uud
'st gestochen von Knolle. Für den Konsul Böker in
diew-Ä)ork in Lebensgröße gemalt, gelangte es später
u> den Besitz des Herrn Eduard Schulte in Düsseldorf,
dessen permanente Kunstausstellung dadurch einen werth-
vollen Schmuck erhalten hat. Eine kleinere Wieder-
holung (1848) gehört dem deutschen Kaiser; — König
Lear, der bei Cordeliens Anblick aus dem Wahnsinn
erwacht (1851), eine große figurenreiche Komposition,
lvar ebenfalls Eigenlhum des Kousuls Böker; — Julia,
den Schlaftrunk nehmend (1853), Arthur und de Burgh
»us Shakespeare's „König Johann" (1855) und Cor-
delia, den Brief an Kent lesend (1859), im Besitz der
Galerie in Christiania, dürfen wohl als seine letzten
einigermaßen beachtenswerthen Arbeiten gelten; doch
zeigen die drei letztgenannten bereits eine Abnahme seiner
Darstellungsgabe. Hildebrandt malte im Jahr 1850
eine ausgezeichnete Kopie des heiligen Franziskus von
Rubens im Antwerpener Museum, die sich in der Aka-
demie zu Düsseldorf befindet. Die städtische Gemälde-
Galerie daselbst besitzt auch sein vorzügliches Porträt
des belgischen Malers Baron Wappers, und von seinen
sonstigen Bildnissen haben wir noch besonders hervorzu-
heben diejenigen der Prinzen Albrecht, Friedrich und
Georg von Preußen, der Minister Graf Anton Stoll-
derg-Wernigerode und von der Heydt und des russischen
Staatsraths von Jonkowsky, wetch letzteres der Künstler
für die Herrscher von Preußen und Rußland zu wieder-
holen hatte. Ohne auf Jdealisirung auszugehen,
stellte Hildebrandt die gemalte Gestalt so charakteri-
stisch und lebenswahr dar, daß die Aehnlichkeit oft
geradezu überraschend genannt werden muß, Während
sein Freund und Genosse Carl Sohn, der ihm 1867
>m Tode vorangegangen, als der berühmteste Frauen-

maler der Düsseldorfer Schule galt, erfreute sich Hilde-
brandt desselben Rufes bezüglich mänulicher Porträts,
und es ereignete sich deshalb häufig, daß in Familien
Ersterer die weiblichen, Letzterer die männlichen Angehöri-
gen zu malen beauftragt wurde,

Jn Folge seiner langjährigen Wirksamkeit als
Lehrer an der Akademie zu Düsseldorf gehört ein großer
Theil der Künstlerschaft, darunter viele der jetzt be-
rühmtesten Meister, zu seinen Schülern, von denen
jedoch kein Einziger geradezu in seine Fußtapfen getreren
ist. Neben seiner künstlerischen Thätigkeit wibmcte sich
Hilvebrandt auch eifrig dem Studium der Entomologie,
und seine Sammlung, die er fortwährend bereicherte,
fand die Anerkennung von bedeutenden Fachgelehrten,
Musik und Literatur liebte er ebenfalls in hohem Grade
und war mit vielen hervorragenden Bertretern derselben
früher eng befreunvet. — Hildebrandt war Ritter des
preußischen rothen Adlerorden und Mitglied der könig-
lichen Akademie ber bildenden Künste in Berlin.

Sein Name wird mit der Entwickelungsgeschichte
der Düsseldorfcr Schule unauflöslich verbunden bleiben,
zu deren raschem Emporblühen seine Werke in wirkungs-
vollster Weise beigetragen haben.

Moritz Blanckarts.

Liinl'tgeschichtlichrs.

Bei dc» Ausgrabungen in Herculanum hat man kürz-
lich einen interessanten Fund gemacht; es ist dies die Büste
einer jugendlicheu Frau iu nanirlicher Grvße ganz aus Sil-
b er, Die Statue ist vortresflich erhalten. Anfangs glaubte
man, eine der Bronze-Figuren vor sich zu haben, wie man
deren häufig findet; die Erdschichten hatten in Verbindung mit
der Oxydation dem Metalle eine eigne dunkle Färbnng gege-
ben, Bei dem Transporte nach dem Musenm siel die Farbe
indeß einem der Beamten auf, er schabte die Kruste ab und
das Silber zeigte sich rein und bald ganz hell, Die Büste
wiegt 29 Kilogramm,

pkrsoiilüilachrichtk».

Baurath H. Hügel wnrde in Anerkennung seiner Ver-
dieuste um dic Förderung der Kunstindustrie vom Münchener
Kunstgewerbeverein zum Ehrenmitglied ernannt,

Zammliiiigeil iiild Älrsstrlluilgril.

L, Düffeldorf. Jn der Ausstellung von Bismcyer L Krans
sahen wir jüngst ein großes Schlachtenbild von Emil Hünten,
welches alle bisherigen Werke dieses strebsamen Künstlers
übertraf, Die ungemein lebendige Komposition gab die
dargestellte Situation mit großer Anschaulichkcit wieder,
und das Kolorit zeichnete sich durch Frische und naturalistische
Wahrheit vortheilhast aus, ohne bei all den grellen Farben der
verschredenartigen Uniformen bunt oder unrnhig zu werden,
so daß der Gesammteindruck eine höchst giinstige Wirkung
hervorbrachte, Das Bild schildert das Eiiidringen des pren-
ßischen ersten Garde-Dragoner-Regiments in ein französisches
Quarrs in der Schlacht bei Mars >a Tour, wobei der Ritt-
meister Prinz Reuß, der die Hauptfigur bildete, den Helden-
tod findet. Der Zuschauer befindet fich inmitteu der Fran-
zosen und übersieht so den ganzen Ansturm der Kavallerie,
die mit muthvoller Todesverachtung in die seindlichen Reihen
sprengt, wobei sich ein außerordentlicher Reichthum interessanter
Einzelmotive zeigt, die bei der scharfen Charakteristik der bei-
derseitigen Truppeu dem Ganzen einen erhöhten Werth ver-
lieheu. Das Bild ist im Auftrage des Obersten. Prinzeu
Heinrich VII, von Reuß in Bonn gemalt, der seinem gesal-
lenen Bruder damit ein schönes künstlerisches Denkmal gestiftet
hat. — Andreas Achenbach stellte mehrere Aquarelle aus,
die eiuen neucu Beweis für die vielseitige Begabung dieses
 
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